Gynäkologische Sonographie

Bildgebende Verfahren wie Sonographie, Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) nehmen in der gynäkologischen Diagnostik einen immer größer werdenden Raum ein. Durch die rasant verlaufende Entwicklung der Ultraschalltechnik v.a. in den letzten Jahren ist der gynäkologische Ultraschall inzwischen den oben genannten Verfahren nicht nur einen gleichwertigen Partner geworden, sondern die nebenwirkungsfreie Methode der bildlichen Darstellung der Beckenorgane.

Die gynäkologische Sonographie dient der bildlichen Darstellung der Anatomie des weiblichen Beckens und der Beckenorgane. Dabei werden v.a. die Gebärmutter (Uterus), Eileiter (Tuben) und Eierstöcke (Ovarien), die umliegenden Strukturen wie Harnblase, Harnleiter (Ureter) und Darm sowie die Beckengefäße sonographisch dargestellt. Hierzu stehen uns der Ultraschall über die Bauchdecke (Abdomensonographie), die transvaginale Sonographie sowie die Dopplersonographie zur Beurteilung der Gefäßversorgung zur Verfügung.

Durch modernste High-End-Ultraschallgeräte lassen sich sowohl die physiologischen Veränderungen der Organe im Laufe des Lebens einer Frau als auch die atypischen Befunde und pathologischen Veränderungen mit hoher Detailgenauigkeit darstellen und beurteilen.

Die zwei- sowie inzwischen auch dreidimensionale Darstellung (3D-Sonographie) von Größe, Form, Struktur und Lage der Organe sowie die farbkodierte Darstellung der Gefäßversorgung (Dopplersonographie mit Farbdoppler) mit Messung der Blutflussmuster (gepulster Doppler) geben uns wichtige Informationen zur Abgrenzung von physiologischen Veränderungen zu pathologischen Befunden.

Die gynäkologische Ultraschalluntersuchung erfordert jedoch aufgrund der großen Variationsmöglichkeiten normaler und pathologischer Befunde – mit der Gefahr der Fehldeutung – eine weitreichende Erfahrung des Untersuchers: Von physiologischen, gutartigen Organbefunden, die eine hohe Variabilität an Größe, Form, Lage und Struktur zeigen können und die nicht als pathologisch fehlgedeutet werden dürfen, sind angeborene pathologische Fehlbildungen, entzündliche Prozesse sowie bösartige (maligne) Veränderungen abzugrenzen.

Die Ergebnisse dieser sonographischen Diagnostik können dann direkten Eingang in die weitere Therapieplanung finden. 

Abdomensonographie

Das Anwendungsgebiet umfasst folgende Bereiche

  • Die Darstellung der Anatomie des weiblichen Beckens wie der Gebärmutter (Uterus) inklusive der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), der Vagina und Harnblase, der Eileiter (Tuben) und Eierstöcke (Ovarien) sowie der Gefäße des weiblichen Beckens. Hier sind alters- und zyklusabhängige physiologische Veränderung zu beachten. Die Beurteilung und Messung von Größe, Struktur und Lagebeziehungen der Organe zueinander gelingt durch die Abdomensonographie meist zuverlässig. Bei stimulierten Zyklen ist eine Kontrolle des Follikelwachstums sowie eine Beurteilung der Zyklusveränderungen am Endometrium zur Therapieüberwachung möglich.
  • Die sonographische Beurteilung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) in Korrelation zum Zyklus sowie der Nachweis von Endometrium-Polypen bei Blutungsstörungen
  • Zur Abklärung von unklaren Unterbauchschmerzen z.B. bei Zysten des Eierstocks
  • Zur Darstellung von angeborenen Genitalfehlbildungen wie z.B. Doppelfehlbildungen beim Uterus duplex oder Uterus bicornis oder bei Entwicklungsstörungen, die ihrem Ursprung in der frühen Embryonalphase mit dem Ausbleiben einer adäquaten Uterus- und Vaginalentwicklung haben wie beim Mayer-Rokitansky-Küster-Syndrom. Diese Fehlbildungen treten oft in Kombination mit Anomalien des Harnwegssystems auf, so dass diese in der gleichen Untersuchung mitbeurteilt werden sollten.
  • Entzündliche Veränderungen im kleinen Becken können zu einem sehr variablen sonographischen Bild führen, alle Organe betreffen und vor allem durch sekundäre Veränderungen an den betroffenen und Nachbar-Organen imponieren: Zur Differenzierung bei entzündlichen Veränderungen z.B. an den Eierstöcken (Adnexitis) und Eileitern (Tuboovarialabszess) oder bei Einblutungen, die mit Verklebungen einhergehen können und klinisch sehr ähnliche Symptome machen können. Auch entzündliche Darmerkrankungen, die mit freier Flüssigkeit im Bauchraum einhergehen können, können gynäkologische Beschwerden imitieren und sind als sonographische Differentialdiagnosen zu berücksichtigen.
  • Die Darstellung von Tumoren der Gebärmutter, der Eierstöcke sowie der selteneren Eileiter- und Vaginaltumoren sowie deren Beurteilung bezüglich ihrer möglichen Gut- oder Bösartigkeit (Dignitätsbeurteilung): Hierbei werden die äußere Begrenzung, die Beziehung und Abgrenzbarkeit zur Umgebung, die Binnenstruktur, die Differenzierung zwischen zystisch oder solider Struktur sowie typische sonographische Schallphänomene zur Beurteilung herangezogen. Oft kann aufgrund von Kontur- oder Strukturunregelmäßigkeiten eines Tumors oder bereits vorliegender sekundärer Veränderungen wie der Nachweis freier Flüssigkeit im Bauchraum oder auffälliger Lymphknoten der Verdacht auf einen bösartigen Tumor erhärtet werden. 
  • Die sichere Unterscheidung zwischen Gut- und Bösartigkeit ist rein sonographisch jedoch nie mit letzter Sicherheit möglich und erfordert im Zweifelsfall immer eine histologische Sicherung.
  • Zur Lagebeurteilung von Intrauterinpessaren (z.B. Kupfer- oder Hormonspirale) und zur Beurteilung der regelrechten Lage oder eines verlorengegangenen oder „verrutschten“ Pessars (lost-IUD) 
  • Im postoperativen Einsatz sowie zur Therapie- und Verlaufskontrolle z.B. bei medikamentöser Endometriose-Therapie oder der Tumornachsorge. Hier ist die Abdomensonographie zur wichtigen Entscheidungshilfe für das weitere klinische Management geworden.

Nicht immer ist jedoch bei der Abdomensonographie eine zufriedenstellende Bildqualität zu erreichen: die Dicke der Bauchdecke sowie die Beschaffenheit des Bauchdeckengewebes können die Bildqualität entscheidend beeinflussen, so dass teilweise deutliche Einschränkungen in der Bildauflösung die Folge sind. Bei sehr adipösen Patientinnen oder auch bei Überlagerung der Beckenorgane durch luftgefüllte Darmschlingen ist die Abdomensonographie aufgrund der deutlichen Verschlechterung der Bildqualität nur eingeschränkt verwertbar. Dann ist die transvaginale Sonographie als komplementäre Diagnostik hilfreich und zielführend.

Transvaginale Sonographie

Der Vorteil der transvaginalen Sonographie besteht darin, dass die Bildauflösung und damit die Bildqualität, insbesondere der von tief im kleinen Becken liegenden Strukturen, wesentlich besser ist als die der Abdomensonographie. Dies erklärt sich einerseits dadurch, dass der Vaginal-Ultraschallkopf relativ nahe an das zu untersuchende Organ im kleinen Becken herangeführt werden kann und andererseits in einem höheren Schallfrequenzbereich gearbeitet werde kann, wodurch die Auflösung wesentlich besser wird. Zusätzlich entfallen bei der transvaginalen Sonographie die bei der Abdomensonographie zu beobachtenden Verluste in der Bildqualität durch kräftige oder vernarbte Bauchdecken sowie durch luftgefüllte Darmschlingen. 

Somit bedeutet die transvaginale Sonographie in erfahrenen Händen einen deutlichen Informationsgewinn und hat die Abdomensonographie in der gynäkologischen Diagnostik fast verdrängt. Da jedoch auch die transvaginale Sonographie Einschränkungen hat wie z.B. in der Beurteilung des Mittel- oder Oberbauchs bei hochliegenden Ovarialtumoren, kann im Zweifelsfall eine Kombination aus Abdomen- und transvaginaler Sonographie zur Diagnosesicherung nötig se

Die Anwendungsgebiete der transvaginalen Sonographie sind ähnlich denen der Abdomensonographie.

3D-Sonographie

Sowohl im Rahmen der Abdomensonographie als auch in der transvaginalen Sonographie besteht die Möglichkeit, die Organe im kleinen Becken nicht nur zwei-, sondern inzwischen auch dreidimensional darzustellen. Auffällige Befunde können hiermit in allen drei Ebenen gleichzeitig dargestellt und topographisch genau betrachtet werden. Neben der Möglichkeit der plastischen Darstellung ist somit auch eine Volumenmessung möglich, die bei der Beurteilung von Tumoren wichtig sein kann. 

Insgesamt ergeben sich durch diese neue, noch „junge“ 3D-Sonographie völlig neue Perspektiven in der gynäkologischen Diagnostik.
Anwendungsgebiete der 3D-Sonographie sind

  • die Abklärung von Uterusanomalien
  • die Beurteilung der Lage von intrauterinen Pessaren („Spirale“)
  • die Darstellung von Myomen oder Zysten und deren genaue Größenbeurteilung
  • die Diagnostik bei gut und bösartigen Tumoren